Heiratsrede

Liebe Hochzeitsgäste - herzlich willkommen!

Also … jetzt eine kleine Rede zur Heirat.

Kleine Rede?

Große Aufgabe!

Schließlich heirate ich ja einen Mann aus dem Mutterland der Rhetorik.

Aus dem Land, in dem unsere europäische Redekunst geboren worden ist!

Da muss ich mich natürlich ganz schön anstrengen.

Da hängt die Messlatte für jede Rede hoch.

Ich meine, eigentlich sollte mein lieber Mann die Rede halten.

Ihm ist diese Kulturtechnik ja in die Wiege gelegt.

Aber er braucht heute keine Rede zu halten, wir haben uns das aufgeteilt, mein Liebster steht mir zur Seite, buchstäblich, und seine Heiratsrede steht noch vor ihm - in vier Wochen ist Adam ja dran!

Und wer sich hier umschaut und umhört, der merkt:

Ich habe heute einen entscheidenen Vorteil!

Ich muss meine Rede nämlich nicht auf Griechisch halten.

Aber liebe Leute, was soll man in so einem Moment sagen?

Als Tipp für alle Redner hat Demosthenes empfohlen:

„Übe die Rede, während du einen Kieselstein im Mund hast.“

Mmh, in Ordnung … ich denke, wir bekommen gleich noch was Besseres auf den Tisch …

Deswegen lege ich einfach mal los - aber wie?

Die alten Griechen sagen:

„Beginne deine Rede, indem du die Zuhörer wohlgesonnen, empfänglich und aufmerksam stimmst.“

Aber ich wenn ich mir umschaue, sehe ich so viele liebe Leute, die uns schon wohlgesonnen sind.

Da brauchen wir keinen Kieselstein.

Ihr hört uns auch so gerne zu.

Aber ich weiß, die Goldene Regel beim Reden – die goldenste Regel – die Rede-Regel Nummer 1 lautet:

„Rede kurz!“

Deswegen komme ich auch gleich zum Ende.

Und hab’s so auch bald geschafft.



(...)