Geistreiche Hochzeitsrede als Brautvater

Meine liebe Tochter Eva, lieber Schwiegersohn Adam - liebe Hochzeitsgäste!

In meiner - hoffentlich - geistreichen Hochzeitsrede als Brautvater möchte ich auf eines hinweisen:

Manches - das weiß ich aus eigener Erfahrung - manches kann man …

Verschönern.

Manches kann man auch schönreden.

Doch andere Dinge sind einfach schön.

Schön schön sozusagen - ohne irgendwelchen Änderungsbedarf handwerklicher, medizinischer, zahnmedizinischer, rhetorischer oder sonstiger Art.

Der heutige Anlass gehört in die letztgenannte Kategorie.

Da muss ich nichts schönreden, aber schön reden – allein schon, um mich auf diese Weise dem Anlass anzupassen.

Der Brautvater ist in dieser Hinsicht jedoch stark im Nachteil!

Fast könnte man von Sexismus oder Diskriminierung sprechen.

Denn während Brautmütter ihren emotional-akustischen Part schon erledigt haben, indem sie hörbar ein Spitzentaschentuch durchfeuchten, wird vom Brautvater eine Redevorführung verlangt, die Lichtenbergsche Ironie mit Hegelscher Gedankentiefe und ethischer Tiefengrundierung aus dem Kant-Kanister verbindet.

Dazu noch Ehetipps für alle Lebenslagen - gepudert mit Weisheit eines hundertjährigen Schamanen aus dem Stamme der „Weiß ich schon“.

Das alles unterhaltsam wie eine Bühnenrevue mit halbnackten Girls - und nicht viel länger als die Zeit, die ein Mister Usaine Bolt für den Hundertmeterlauf braucht.

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