PhD-Verteidigung: So bereitet man sich ideal vor
PhD-Verteidigung: So bereitet man sich ideal vor
Die Königsklasse des wissenschaftlichen Vortrags ist die Promotions- bzw.
PhD-Verteidigung. Hier muss der Anwärter beweisen, dass er in der Lage ist,
selbstständig zu forschen, wissenschaftliche Erkenntnisse fachgerecht zu
präsentieren und vor einem Fachpublikum zu verteidigen. Wie das genau abläuft
und wie man sich vorbereitet, erklären wir hier.
So läuft eine
Verteidigung ab
Nicht nur geschriebene Promotionsarbeit, PhD-Thesis oder wie auch immer die
jeweilige Form genannt wird, entscheidet über den Erfolg eines Promotionsvorhabens.
Praktisch immer ist der Weg zum PhD- oder Doktorgrad auch mit einem Vortrag und
anschließender Verteidigung verbunden. Das ist jedoch etwas völlig anderes als eine Abschlussrede. Dabei stellt
der Kandidat seine Arbeit nach wissenschaftlichen Gesichtspunkten vor, ordnet
sie für das Publikum ein und präsentiert seine Ergebnisse und Schlüsse.
Anschließend wird er unter Bezugnahme auch auf die schriftliche Einreichung von
Fachprüfern und zum Teil auch anderen Anwesenden befragt. So können z. B.
Kritik an Methoden, Ergebnissen oder Schlussfolgerungen geäußert werden, zu
denen der Kandidat dann Stellung bezieht. Auch allgemeine Fragen, in denen er
seine tiefgreifende Fachkenntnisse zum bearbeiteten Gebiet unter Beweis stellen
muss, können gestellt werden. Anschließend wird der Kandidat bestätigt und
benotet oder abgelehnt (was eine Überarbeitung und erneute Verteidigung der
Arbeit nötig macht).
In Deutschland bezeichnet man diese Veranstaltung als Verteidigung, Kolloquium oder Disputation, in Österreich
als Defensio. Der englische Begriff hierfür lautet “defense”. Sie ist vom
Rigorosum zu unterscheiden, in dem eine geschlossene Fachprüfung durchgeführt
wird, die in der Regel ein breiteres Sachspektrum umfasst als die eigentliche
Doktorarbeit.
Vorbereitung:
Grundlagenkenntnisse auffrischen, Quellenarbeit
Nichts kann die notwendige Fachkenntnis ersetzen. Daher sollte man sich in
erster Linie mit der eigenen Arbeit so vertraut wie möglich machen. Alle
verwendeten Methoden sollten sicher erklärt werden können. Gerade wenn man mit
methodischer Kritik konfrontiert wird, muss man in der Lage sein, z. B.
statistische Effekte, empirische Evidenz oder auch die Wahl der spezifischen
Methode zu rechtfertigen. Es ist also sinnvoll, auch alternative Verfahren zu
kennen und in der Lage zu sein, Vergleiche zu ziehen. Oftmals stellen die
Prüfer auch Fragen, die Entscheidungen für oder gegen bestimmte Materialien,
Quellen oder empirische Verfahren zu erklären. Wird die Defensio in einer
Fremdsprache gehalten, ist eine professionelle
Fachübersetzung des zu haltenden Vortages zu empfehlen.
Ein wichtiger Teil der Thesis besteht in der Herleitung des aktuellen
wissenschaftlichen Standes. Dieser wird in detaillierter Quellenarbeit
dargestellt und bietet die Basis für die Diskussion eigener Ergebnisse. Für die
Verteidigung sollte der Kandidat nicht nur diese eigene Zusammenfassung
beherrschen, sondern auch in den zugrundeliegenden Quellen firm sein. Wer sich
dabei erwischen lässt, Arbeiten und Aussagen aus Sekundärquellen zu zitieren,
ohne sie selbst gelesen zu haben, hat einen schweren wissenschaftlichen
Schnitzer begangen.
Verteidigung der
Ergebnisse
Besonderes Augenmerk wird natürlich auch auf den Ergebnis- und Interpretationsteil der Arbeit und des Vortrages gesetzt. Dies stellt den eigenen wissenschaftlichen Beitrag, das erarbeitete Novum dar. Hier stellt der Kandidat unter Beweis, dass er dazu beitragen kann, den wissenschaftlichen Horizont zu erweitern. Oftmals soll eine zu Anfang der Doktorarbeit formal gestellte Frage beantwortet werden. Wie gut dem Promovend dies gelingt, liegt vor allem auch an der Qualität und Präsentation seiner Ergebnisse. Je schlüssiger diese sich an der Fragestellung orientieren und aufeinander aufbauend Daten und Erkenntnisse zur Unterstützung oder Widerlegung von Thesen liefern, desto überzeugender ist der Vortrag für die Prüfer.
Dabei ist auch am eigenen kritischen Blick nicht zu sparen: Fehlerdiskussionen,
alternative Interpretationen und das Abwägen verschiedener Schlüsse
gegeneinander sollten vom Kandidaten beherrscht werden. Wertvoll ist auch das
Formulieren offener Fragen, die in weiteren Forschungsvorhaben exploriert oder
beantwortet werden können. Schließlich geht es nicht nur um das endgültige
Beantworten wissenschaftlicher Fragestellungen, sondern immer auch um eine
Erweiterung des eigenen Feldes.
Besonderheiten im
Ausland
Die akademischen Traditionen einzelner Länder können sich zum Teil erheblich
unterscheiden. Deswegen ist es besonders wichtig, als Gastzuhörer andere
PhD-Verteidigungen zu besuchen und sich mit dem Ablauf und den üblichen
Gepflogenheiten vertraut zu machen. In der akademischen Gemeinschaft stehen
erfahrenere Kollegen und insbesondere der Doktorvater zur Verfügung, um über
Unklarheiten hinweg zu helfen, positive Beispiele hervorzuheben oder ganz
banale Anleitung zu bieten.
Gerade im Hochschulbereich der USA steht vor der eigentlichen Verteidigung noch
eine “PhD confirmation”, in der der Promotionsstudent Gelegenheit hat, einen
vorläufigen Vortrag zu halten und aktuelle Erkenntnisse darzulegen. In dieser
Phase kann die Richtung der Forschungsarbeit noch beeinflusst und ergänzende
Fragen eingeführt werden. Erst wer die entsprechende “Candidacy Examination”
erfolgreich hinter sich bringt, gilt in den USA als PhD-Kandidat.